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Aktuelle Einschätzung zum Saatgutmarkt im Frühjahr 2025

Mit Blick auf die bevorstehende Frühjahrsaussaat geben unsere Saatgut-Experten Gero Heumann, Raphael Schröder und Dr. Stefan Wichmann eine Einschätzung zur Marktentwicklung und Saatgutversorgungslage einzelner Fruchtarten.
Dieser Marktbericht erschien Anfang März 2025 auch in der Fachpublikation Land & Forst.

Die Marktentwicklung einzelner Frühjahrskulturen hängt erfahrungsgemäß erheblich von der Aussaatflächenentwicklung des Wintergetreides ab. Im Gegensatz zu 2023 blicken wir auf größtenteils unkomplizierte Aussaatbedingungen im Herbst 2024 zurück – erwartungsgemäß wurde deutlich mehr Wintergetreide gesät als im Jahr zuvor. Laut Statistischem Bundesamt betrug der Flächenzuwachs der Winterungen bundesweit 256.000 Hektar (ha), was einer Steigerung von 5,6 Prozent (%) entspricht. Die größten Flächenzuwächse sind im Winterweizen (+12,3 %), im Winterroggen (+2,4 %) sowie in der Wintertriticale (+2,4 %) zu beobachten. Die Wintergerste verliert im Vergleich zum Vorjahr 5,4 % Anbaufläche, der Winterraps legte bundesweit um 2,3 % zu.

Da die niedersächsischen Landwirte im Herbst 2023 überproportional stark von widrigen Aussaatbedingungen mit nachteiligem Einfluss auf die Anbauflächenentwicklungen betroffen waren, fallen hier die diesjährigen Flächenzuwächse einzelner Fruchtarten entsprechend größer aus als in der bundesweiten Betrachtung: Winterweizen +25,3 %, Winterroggen +4,9 %, Wintertriticale +25,6 %. Der Flächenrückgang der Wintergerste fällt in Niedersachsen mit 4,1 % etwas moderater aus als im bundesweiten Durchschnitt, niedersächsischer Winterraps legte um 5,3 % zu.

Die Wintergetreidebestände sind aktuell weitenteils in einem unkritischen Zustand – somit dürfen wir von einer Markt- und Flächenentwicklung im Sommergetreide und in den Leguminosen auf dem Niveau eines „normalen“ Jahres ausgehen. Insgesamt erwarten wir darum einen geringeren Saatgutbedarf als im Ausnahme-Frühjahr 2024.

Gleichzeitig wurden aus der Ernte 2024 zufriedenstellende Saatwarenerträge und -qualitäten erzielt, entsprechend ist aus heutiger Sicht eine insgesamt entspannte Versorgungssituation zu erwarten. Das gilt gleichermaßen für das Sommersaatgetreide und die Körnerleguminosen Ackerbohne und Körnererbse.

Beim Mais werden die Flächensteigerungen bei den Winterungen und die sehr gute Silomaisernte 2023 zum Flächenrückgang führen. Für Niedersachsen gehen wir von einer Reduktion der Anbaufläche von 10 bis 15 Prozent aus, stellen aber auch fest, dass die Anbauer vermehrt über Körnermais als Alternative zum Silomais nachdenken. Zudem ist die Zukunft vieler Biogasanlagen noch nicht gesichert; einige Anlagen gehen nun mit Auslaufen der EEG-Vergütung vom Netz. Verbleibende Betreiber von Biogasanlagen werden den Einsatz von Mais wegen des „Maisdeckels“ reduzieren und auf andere Substrate ausweichen.

Die Verfügbarkeit von Saatmais ist aktuell gesichert, wobei einige Sorten inzwischen ausverkauft sind. Damit Landwirte auch auf Flächen, die bisher nicht mit Mais geplant waren, ihre Wunschsorte noch anbauen können, sollten sie zeitnah beim örtlichen Handel bestellen. Hinsichtlich der geforderten Anbaudiversifizierung können Anbauer in diesem Jahr noch auf Mais-Mischungen (z.B. Mais mit Stangenbohne) zurückgreifen.

Auf das Grünland blicken viele Futterbaubetriebe aktuell mit gemischten Gefühlen. Vielerorts bewohnen Feldmäuse die Flächen und verursachen Schäden. Auch wurden Niederungen im vergangenen Jahr wegen schlechter Befahrbarkeit oftmals nicht richtig gepflegt und nachgesät. Wie hoch die Schäden in diesem Jahr ausfallen, ist noch nicht abzusehen. Beim Begutachten ihrer Flächen sollten Landwirte unbedingt den Anteil wertvoller Futtergräser schätzen – für hohe Grundfutterleistungen müssten mindestens 70 bis 80 Prozent wertvoller Gräser vorhanden sein, insbesondere Deutsches Weidelgras. Ein weiteres Thema, das die Landwirte beschäftigt, ist die Sicherung einer ausreichenden Nährstoffversorgung. Hierzu kann auch ein entsprechender Klee-Anteil in der Grünlandnarbe beitragen. Weißklee bindet Luftstickstoff, steigert den Proteingehalt im Futter und ist sehr gut verdaulich. Zudem stabilisiert Weißklee eine Grünlandnarbe, besonders bei Trockenheit und intensiver Nutzung und Beweidung.

Für Reparatur- und jährliche Pflegemaßnahmen in der aktuellen Saison stehen geeignete Saatgut-Mischungen mit Kammerempfehlung zur Verfügung. Gute Ernten wurden 2024 beim deutschen Weidelgras eingeholt. Einjähriges und Welsches Weidelgras erfahren derzeit in den Vermehrungsflächen zwar leichte Rückgänge, bleiben aber in der Verfügbarkeit stabil. Angespannt bleibt die Verfügbarkeit von Weiß- und Rotklee; weltweit gab es 2024 wie in den Vorjahren ein schlechtes Ernteniveau, verbunden mit geringen Lagerbeständen.

Für die großen Zwischenfruchtarten Senf, Ölrettich und Phacelia ist die Versorgung aktuell gesichert – problematisch dagegen wirkten sich Witterungsextreme in Südeuropa auf besondere Klee-Arten wie Schwedenklee und Steinklee aus. In Summe wird uns eine abnehmende statt zunehmende Vermehrungsbereitschaft für Produkte wie Phacelia, Rettich und auch Senf auch in näherer Zukunft begleiten, bedingt durch niedrige Ertragsniveaus und hohe Vermehrungskosten

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